Pallottiner Willibald Wagenbach ist taub, aber kein bisschen leise – das Mitglied von Treffpunkt Ohr hat sein Gehör verloren, das Schicksal aber angenommen und vielen anderen geholfen

Am 18. Mai fuhr eine kleine Abordnung des Vereins Treffpunkt Ohr ins Pallottiner-Kloster nach Limburg, um Bruder Willibald Wagenbach zum 90. Geburtstag zu gratulieren.

Der langjährige 2. Vorsitzende verbringt im dortigen Pallottiner-Kloster seinen Ruhestand.

Bruder Willibald wollte eigentlich Priester werden. Als er wegen seiner Morbus-Menière-Erkrankung das Theologie-Studium aufgeben musste, war dies für ihn eine große Enttäuschung.

1973 trat Bruder Willibald  Wagenbach, der damals an der Theologischen Hochschule der Pallottiner als Bibliothekar arbeitete, in den Verein „Treffpunkt Ohr“ ein.  Da er damit rechnete, einmal zu ertauben, suchte er nach Literatur, um das Mundablesen zu erlernen. Auch ohne Internet – das es ja damals noch nicht gab – standen ihm als Bibliothekar alle Möglichkeiten hierzu offen!  Wie er feststellen musste, gab es kein Lehrbuch – also schrieb er es selbst! Mit Unterstützung des Lions-Club Koblenz, unter seinem damaligen Präsidenten Prof. Hahlbrock, konnte Treffpunkt Ohr das erste und bisher einzige Mundablese-Buch unter dem Titel „Wer nicht hören kann, muss (ab)sehen“ herausgeben. 1980 ist eine zweite, verbesserte Auflage erschienen.

Es folgten stationäre Mundablese-Kurse in Vallendar und Bendorf und regelmäßige Mundablese-Kurse in Koblenz. Letztere zunächst in der Grundschule Horchheim als „Sprachheil-Ambulatorium“ und anschließend in den Räumen von BECKER Hörakustik. Inzwischen hat sich dank immer besserer  Hörsysteme und der Möglichkeit, bei hochgradigem Hörverlust ein Cochlea-Implantat zu erhalten, das Aufgabengebiet der ehemaligen  Mundablese-Gruppe des Vereins auf die Sprachpflege verlegt, was sich dann auch im jetzigen Namen ausdrückt. Die Sprachpflege-Gruppe trifft sich einmal im Monat. Nähere Infos erteilt gern Anneliese Schwarz-Haase, Tel. 02621/7929.

Willibald Wagenbach hatte sich seinerzeit in der Universitäts-HNO-Klinik Hannover bei Prof. Lehnhardt vorgestellt. Dieser hatte ihm nach ausführlicher Untersuchung empfohlen, sich ein Cochlea-Implantat einsetzen zu lassen, wozu Wagenbach sich damals nicht entschließen konnte. Heute werden in Koblenz Cochlea-Implantate mit dem Bundeswehrzentralkrankenhau und des Katholischen Klinikum sogar an zwei Kliniken eingesetzt.*

Willibald Wagenbach war es auch, der Treffpunkt Ohr die Anregung gab, Hinweiskärtchen mit dem Aufdruck „Ich bin hörbehindert, sprechen Sie bitte langsam und deutlich, schauen Sie mich an beim Sprechen, schreien Sie bitte nicht“ drucken zu lassen. Diese Kärtchen sind nach wie vor bei Treffpunkt Ohr erhältlich. Sie wurden inzwischen deutschlandweit kopiert.

Ein Mann mit so großen Verdiensten für die Sache der Schwerhörigen, konnte auch dem Deutschen Schwerhörigen-Bund (DSB), dem Treffpunkt Ohr als Ortsverein angeschlossen ist, nicht verborgen bleiben. Der DSB ehrte Willibald Wagenbach mit der goldenen Ehrennadel und darüber hinaus mit der höchsten Auszeichnung, die der Verband zu vergeben hat, der „Margarete von Witzleben-Medaille“.

2015, mit dem Umzug nach Limburg, musste Treffpunkt Ohr leider auf die Besuche von Willibald Warenbach verzichten. Er ist Ehrenmitglied und nimmt via Mail und Internet weiterhin regen Anteil am Vereinsgeschehen.

Wer nähere Informationen über CI’s und ihre Wirkungsweise wissen möchte, ist herzlich eingeladen an den Treffen der CI-Gruppe des Vereins Treffpunkt Ohr teilzunehmen. Diese finden regelmäßig am Montag in den ungeraden Monaten und wechselweise in den Seminarräumen von BECKER in Koblenz und Neuwied statt.

17-06-09 Wagenbach mit Buch

17-06-09 Kärtchen