9. Koblenzer Patiententag als Publikumsmagnet

Bereits zum 9. Mal lud unser Verein in die Koblenzer Rhein-Mosel-Halle ein und wieder nutzten viele Besucher die Gelegenheit, sich kostenlos rund ums gute Hören und Verstehen zu informieren. Dafür stand ihnen nach der Eröffnungsansprache durch Schirmherrn Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Oberbürgermeister von Koblenz, ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung: In zwei Sälen wurden Vorträge hochkarätiger Referenten angeboten, so etwa von Prof. Dr. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D. und ehemalige Vorsitzende der BAGSO, die über das Thema „Soziale Kontakte – im Alter wichtiger denn je!“ referierte. In ihrem Vortrag machte sie eindrücklich darauf aufmerksam, dass Einschränkungen im Bereich der sozialen Kontakte oft eine Folge von Hörbeeinträchtigungen sind. In Anbetracht der demografischen Entwicklung gewinnt die Versorgung von Hörminderungen daher immer mehr an Bedeutung.

Die wissenschaftliche Leitung des Patiententags oblag auch in diesem Jahr wieder  Prof. Jürgen Kießling, dem ehemaligen Leiter der Audiologie im Uniklinikum Giessen, der in seinem Vortrag „Hörsystem goes Smartphone“ über die neueste Hörgerätetechnologie sprach. Beim anschließenden Workshop konnte getestet werden, wie sich mit Hör-Assistenz-Systemen noch mehr Leistung aus Hörsystemen herausholen lässt.

Die Themen „nachlassendes Gehör aus medizinischer Sicht“ sowie die „Cochlea-Implantat-Versorgung“ wurde in den Vorträgen von Oberstarzt PD Dr. Roland Jacob (Bundeswehrzentralkrankenhaus) und Prof. Dr. Jan Maurer (Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur) ausführlich vorgestellt.

Großen Zuspruch fanden auch die Vorträge, die sich mit dem Thema „Tinnitus“ befassten, wie die beiden Vorträge von Prof. Dr. Gerhard Goebel, dem ehemaligen Chefarzt der Rosenheim Klinik. Hier wurden die Zuhörer ausgiebig über den neuesten Stand der Diagnostik sowie der Therapiemöglichkeiten informiert. Im Anschluss stellte mit der HNO-Ärztin Dr. Beatrix Hahlbrock, dem Psychotherapeuten Christian Fritze-Dessauer und dem Hörakustikermeister Wolfgang Leonhard das Team des Tinnitus-Zentrums Koblenz seine Leistungen vor.

Weitere Vortragsthemen waren Hör- und Kommunikationstraining, Induktive Höranlagen in Kirchen sowie Raumausstattung in Regelschulen und am Arbeitsplatz. Die Audiotherapeutinnen Victoria Dessauer und Ingrid Eikmeier-Stindt stellten im bis auf den letzten Platz gefüllten Lahnsaal vor, warum neben einer ausgezeichneten Hörversorgung das Gehör auch trainiert werden muss, um optimal zu verstehen.

Um Vorträge oder Gottesdienste, Theaterstücke oder Kinofilme für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung verständlich zu machen, reichen Hörhilfen zuweilen aber nicht aus. Hallige Räume, oft mit einer schlecht gestalteten Raumakustik, machen das gemütliche Beisammensein oder den wichtigen Empfang zu einer unangenehmen und anstrengenden Hörtortur. Ganz besonders schwierig ist das Verstehen häufig in Kirchen beim Gottesdienst oder bei Vorträgen. Leider fanden sich zum Vortrag über „Induktive Höranlagen – ein Schritt zu barrierefreien Kirchen“ keine Vertreter der zahlreich eingeladenen Gemeinden und kirchlichen Baubehörden ein. Auch die Resonanz auf die Einladung zum Vortrag „Raumgestaltung in Regelschulen“ war nur gering. Dabei ist es für Lehrer wie Schüler ein Qualitätssprung für den Unterricht, wenn Klassenräume akustisch richtig gestaltet werden. Die Stadt Koblenz war hier durch Peter Breitenbach, Kultur- und Schulverwaltungsamt, vertreten. Vertreter von Schulen oder der Mittelbehörden des Landes Rheinland-Pfalz waren den Einladungen leider nicht gefolgt.

Belagert wurden die Stände der Herstellerfirmen, die bei einer großen Hörmesse im Atrium ihre neuesten Produkte präsentierten. Vom fast unsichtbaren Mini-Helfer im und hinter dem Ohr bis zu zahlreichen Hör-Assistenz-Systemen wurde wieder alles geboten, was das Hören und Kommunizieren erleichtert.

Wer durch die Vorträge und die Hörmesse dazu animiert worden war, sein Hörvermögen testen zu lassen, konnte dies gleich vor Ort tun.

Zum Mitmachen lud unsere Gymnastikgruppe unter der Leitung von Jutta Richter und Ingeborg Wildberger. Viele Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, Übungen zu sehen und mitzumachen, die der Angst und Gefahr zu stürzen entgegenwirken. Gleichzeitig eine schöne Abwechslung zum Vortragsprogramm.

Der 9. Koblenzer Patiententag hat wieder einem breiten Publikum unterschiedlichste Wege zu mehr Hörqualität aufzeigt. Dies entspricht dem Ziel unseres Vereins, in dem sich aktive Menschen zusammengeschlossen haben, um für sich und andere den Wunsch nach besserem Hören zu verwirklichen. Dies spiegelt sich auch in unserem Angebot wieder. In Gruppen wie CI-Träger, Sprachpflege und Gymnastik für Schwerhörige und Schwindelbetroffene wird Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Auch bei unseren „Dienstagswanderern“, unserer Kegelgruppe und den zahlreichen Aktivitäten, die wir im Verlauf des Jahres durchführen, werden Erfahrungen zum Thema „besser hören“ und „Tinnitus bewältigen“ ausgetauscht.

Nähere Infos auf Facebook @treffpunktohr oder in der Geschäftsstelle Koblenz, Schloss-Straße 25 (BECKER Hörakustik).

Kontakt: info@treffpunktohr.de

 

Referentenfoto Treffpunkt Ohr

Referentinnen und Referenten, Aktive und Veranstalterinnen des 9. Koblenzer Patiententages V.l.n.r.: Marianne Baumgarten, Brigitte Hilgert-Becker, Vorsitzende Treffpunkt Ohr e.V., Eva Keil-Becker, Stefan Saul, Dan Hilgert-Becker, Ingeborg Wildberger, Prof. Dr. Gerhard Goebel, Prof. Dr. Jürgen Kießling, Prof. Dr. Ursula Lehr, Björn Kathage, Slawa Gorelik, Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Oberstarzt PD Dr. Roland Jacob, Prof. Dr. Jan Maurer, Dr. Beatrix Hahlbrock, Wolfgang Leonhard, Victoria Dessauer, Dipl.-Päd. Joachim Seuling, Dipl.-Psych. Christian Fritze-Dessauer, Ingrid Eikmeier-Stindt

Treffpunkt Ohr Stand

Durchgehend gut belagert war beim 9. Patiententag der Informationsstand von Treffpunkt Ohr e.V. V.l.n.r.: Edeltrud Kalb, Joachim Günther, Marianne Baumgarten, Elisabeth Günther

Gymnastikgruppe Treffpunkt Ohr

Die Arme zum Himmel und wieder nach vorne, im Sitzen und im Stehen, jeder wie er oder sie kann – die Gymnastik für Schwerhörige und Schwindelbetroffene ist nicht nur beim Patiententag ein Angebot für jeden, der sich fit halten will

 

Brigitte Hilgert-Becker u. Prof. Ursula Lehr Treffpunkt Ohr

Prof. Dr. Ursula Lehr mit Brigitte Hilgert-Becker, Vorsitzende des Vereins Treffpunkt Ohr e.V.

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